Am Mittag des 29. Juni 2025 saß ich gemeinsam mit drei weiteren Naturfotografen im Ostufer-Versteck von Fred Bollmann. Die Sonne stand bereits hoch, das Licht war klar und die Kulisse geprägt von weiten, offenen Grasflächen – ideale Bedingungen für Greifvögel und Beobachter gleichermaßen. Mein Fokus lag auf einer weiblichen Rohrweihe (Circus aeruginosus), die auf der Wiese vor dem Versteck saß – aufmerksam, aber scheinbar ungestört.
Doch plötzlich änderte sich die Szenerie schlagartig: Ein Schwarzmilan (Milvus migrans) stürzte aus dem Himmel herab – vermutlich angelockt durch potentielle Beute oder aus territorialen Gründen. Im Bruchteil einer Sekunde erhob sich die Rohrweihe und stellte sich dem Angriff frontal entgegen. Es kam zu einer eindrucksvollen Begegnung in der Luft – ein kurzer, heftiger Konflikt, bei dem sich die Rohrweihe mit erstaunlicher Entschlossenheit verteidigte.
Die Fotos zeigen den Moment des direkten Aufeinandertreffens: Zwei mächtige Silhouetten mit ausgebreiteten Schwingen, Fänge vorgestreckt, der Blick fokussiert – ein Kampf der Lüfte über einer friedlich wirkenden Sommerwiese. Der Schwarzmilan musste sich schließlich geschlagen geben und wich ab.
Obwohl alle Anwesenden die Szene gebannt mitverfolgten, gelang es – dem Glück des perfekten Augenblicks geschuldet – nur mir, diesen einmaligen Moment bildlich festzuhalten.
Solche Interaktionen sind in der Natur zwar nicht selten, bleiben aber oft unbemerkt. Dieses Erlebnis erinnert eindrucksvoll daran, dass auch in der scheinbaren Mittagsruhe der Wiesenlandschaft dramatische Szenen ablaufen – und dass jede Stunde im Tarnzelt ungeahnte Geschichten bereithalten kann.
Text und Foto: Dr. Alexander Bartl




















