Fluss-Seeschwalbe

Die Fluss-Seeschwalbe – Ansiedlung in der Feldberger Seenplatte

Fred Bollmann, Feldberg

Seit einigen Jahren schon erscheinen diese eleganten Flieger und Fischjäger als „Sommergäste“ an den Feldberger Seen. Sie sitzen gern auf den schwimmenden Markierungen, wie den IMG_6411Wasserskitonnen am Kleinen und Großen Haussee sowie auf den Tiefen Markierungen am Breiten und Schmalen Luzin. An diesen relativ stark frequentierten Gewässern kann man sie auch regelmäßig beim Fischfang beobachten. Das üppige Angebot an Kleinfischen und die guten Sichttiefen der Feldberger Seen sind allerbeste Voraussetzungen für einen Nahrungserwerb dieser stoßtauchenden Kleinfischjäger. Ihre Anwesenheit ist so faszinierend und inspirierend, dass es sich lohnt mehr für diese Vogelart zu tun.

Natürliche, vegetationslose Inseln oder Sandbänke die durch sporadische Wasserstandsschwankungen entstehen können, gibt es hier leider nicht. An anderen Seen werden deshalb künstliche Schwimminseln ausgelegt. Im Frühjahr 2009 wurde daher an dem ohnehin vorhandenen Messpunkt auf dem Breiten Luzin nach vorheriger Absprache mit dem Feldberger Fischer eine 1 x 1 Meter große Schwimminsel installiert. Wenige Wochen später nahm ein Fluss-Seeschwalbenpaar diese Insel in Besitz und zog zwei Junge groß.

IMG_5561Ihr aggressiv territoriales Verhalten bekam allerdings auch das seit 2002 ansässige Seeadler Brutpaar zu spüren, welches sich dort in dem 1990 installierten Kunsthorst für Fischadler niedergelassen hatte. Das ist aber noch eine andere Geschichte…

Angestachelt vom Erfolg und aus dem Verhalten der Vögel lernend, wurde 2010 wieder eine künstliche Insel auf dem Breiten Luzin installiert. Diesmal allerdings einen km weiter nordwestlich, nahe dem Schloßberg, um die Störung für den Seeadler so gering wie möglich zu halten. Letzteres erwies sich allerdings als Fehlentscheidung, denn selbst durch die größere Entfernung waren die Seeadler nicht vor den Attacken der Fluss-Seeschwalben sicher. Zusätzlich wurden zwei weitere Schwimminseln installiert. Eine am Feldberger Großen Haussee, unmittelbar an den Ranger-Tours Station an der Emma Quelle. Eine weiter am Hechtsee. Auch diese beiden Ansiedlungsversuche waren von Erfolg gekrönt, dem 2010 flogen immerhin schon acht Jungvögel von 3 Brutpaaren aus.

IMG_0914Aus der Erkenntnis des Vorjahres wurde 2011 auf dem Breien Luzin keine Schwimminsel mehr ausgelegt; stattdessen eine größere Insel am Haussee, um den ohnehin lieber in Kolonien brütenden Vögeln optimale Bedingungen zu schaffen.

Die Entscheidung erwies sich als voller Erfolg und übertraf alle Erwartungen. An Stelle der erhofften zwei Brutpaare kamen gleich neun! Durch das vorsorgliche Anbringen einer Videokamera konnten Brutverlauf und Aufzuchtphase der Jungen sehr gut dokumentiert und miterlebt werden. Das Brutergebnis bestand aus drei Zweiergelegen, fünf Dreiergelegen und einem Vierergelegen, wovon am Ende 12 Junge erfolgreich ausflogen.

Die Insel am Hechtsee existiert nach wie vor und wurde in diesem Jahr von einem Brutpaar angenommen, das drei Junge aufzog.

Im Zusammenhang mit der kleinen Insel auf dem Haussee ergaben sich jedoch unerwartete Probleme. Die örtliche Verwaltung deklarierte die Nisthilfe als illegales Bauwerk und bemühte den IMG_6200Amtsschimmel. Die Fluss-seeschwalben werden mit Sicherheit auch 2012 zum Brüten „ihre Insel“ aufsuchen, und es ist zu hoffen, dass bis dahin alle notwendigen Formalitäten hinsichtlich der Genehmigung für die Nisthilfe geklärt sind und somit den Auslegen der Brutinsel nichts mehr im Wege steht.

Man sollte dieses Projekt als einen Beitrag zum Artenschutz und gleichzeitig als eine weitere touristische und ausbaufähige Attraktion in der Feldberger Seenlandschaft erkennen. Mancher Wanderer oder Bootsfahrer hielt inne und beobachtete das geschäftige Treiben auf den Brutinseln. Wie auch immer, die Fluss-Seeschwalben zeigen durch ihre Anwesenheit gerade am Feldberger Großen Haussee, dass sie trotz der dort starken Frequentierung durch Menschen anpassungsfähig sind. Eine echte Bereicherung in einer Zeit, die von Zerstörung der Lebensräume und Artenrückgang geprägt ist, sind sie allemal.

Geben wir diesen fleißigen Brütern eine Chance !

stiftung2013

 

Für die Arbeit an und über dieses Projekt wurde Ranger-Tours in den Jahren 2013 und 2014 mit dem Preis “Forschen-Schreiben-Schützen” der Erwin-Hemke-Stiftung ausgezeichnet.